Die offene Landstraße. Ecken die man sonst nicht zu Gesicht bekommt. Die pure Freiheit.
So klingt Trucker-Romantik. Aber von Romantik ist schon lange nicht mehr zu sprechen.
Termindruck, fehlende Parkplätze an Rasthöfen, kilometerlange Staus und der europäische Regulierungswahnsinn lassen die Berufskraftfahrer jegliche Romantik schnell vergessen.
Hinzu kommen die fluchenden Autofahrer, wütenden Anwohner und regulierungswütige Behörden, die einem dem Job als Fahrer vermiesen. Gemütlich die Zeitung am Frühstückstisch lesen, immer ein gut gefüllter Kühlschrank, der schöne Familienausflug mit dem Auto am Wochenende. Dass dies ohne unsere Spediteure und Ihre Fahrer nicht möglich wäre, daran denkt in der Regel niemand.
Aber nicht nur die Fahrer stehen unter Druck. Auch Speditionen keuchen vor Stress. Die anhaltende gute Auftragslage und der Mangel an qualifiziertem Personal machen so manchem Spediteur einen Strich durch die Rechnung. Dazu der Preiskampf mit konkurrierenden Unternehmen aus Osteuropa, die die Investitionen in moderne Fuhrparke oder die lange überfällige Lohnerhöhung noch schwerer machen. Da stellen sich viele Speditionen die Frage: „Wo soll ich da noch das Geld für teure Stellenanzeigen in Jobportalen oder die Teilnahme an Jobmessen hernehmen? Wo ich noch nicht mal sicher sein kann, ob ich dadurch überhaupt einen neuen Kraftfahrer für mein Unternehmen gewinnen kann?“
Zwar haben sich viele Bedingungen für Kraftfahrer und Speditionen, wie die Digitalisierung von Aufträgen und Frachtpapieren sowie die den Komfort den neue LKWs bieten, deutlich verbessert, können aber das Image der Branche nicht aufpolieren und dem Fahrermangel merklich entgegenwirken.
Statistiken aus 2016 erläutern das Problem
Laut einen Bericht, vom 26.12.2018, des Axel Springer Verlages fehlen für 2019 über 40.000 LKW Fahrer. Das sind riesige Probleme der Logistik-Branche.
Auch das Bundesamt für Güterverkehr prognostiziert, das mehr Fahrer in die verdiente Rente gingen, als Nachwuchs oder Berufseinsteiger nachkamen. Der Anteil der Berufskraftfahrer der Altersgruppe 55+ erreichte 27,8 Prozent für Jahr 2016 und stieg somit 2,3 Prozent höher als noch im Jahr 2014.
Trotz zahlreicher Marketingkampagnen, Jobveranstaltungen und die wachsende Zahl an Ausbildungsangeboten für Berufskraftfahrer konnten nicht genügend junge Nachwuchskräfte für das Berufsbild mobilisiert werden.
Statistisch gesehen gehen jedes Jahr 67.000 Berufskraftfahrer in den Ruhestand und nur 27.000 Nachwuchsfahrer kommen hinzu. Die Branchenverbände stellen sich darauf ein, dass jährlich mindestens 40.000 Lkw-Fahrer fehlen werden. Die Logistikbranche hat ein Altersproblem. Auch bedingt durch das Imageproblem.
Alter in %
Transportentfernung
Anteil der ausländischen Berufskraftfahrer 2016
Ein weiterer Trend lässt sich aus der Auswertung der Arbeitsbedingungen in Güterverkehr und Logistik 2017 des Bundesamts für Güterverkehr abbilden.
Der Anteil ausländischer EU-Arbeiter erreichte mit 15,5 Prozent 2016 Rekordwerte. Berufskraftfahrer mit ausländischer Staatsbürgerschaft kamen hauptsächlich aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union.
Der Zugewinn an Beschäftigten kam demnach vorrangig aus den Staaten Polen, Rumänien, Tschechische Republik, Ungarn sowie Bulgarien.
Zusätzlich wurden einige Ausbildungsverhältnisse zum Berufskraftfahrer auch mit Geflüchteten geschlossen. Für einen sofortigen Einsatz als Berufskraftfahrer fehlen trotz ggf. vorhandener Fahrpraxis i.d.R. Qualifikationsnachweise sowie ausreichende, deutsche Sprachkenntnisse. Auch das Recruiting aus nicht EU-Staaten ist ein Weg, wie es zum Beispiel die sogenannte Westbalkan-Regelung ermöglicht. Aber auch hier gilt es für potentielle Arbeitgeber viele Hindernisse zu überwinden (Anerkennung von Führerscheinen, Wartezeiten auf Visum-Termin bei den Botschaften etc.), um erfolgreich einen neuen Mitarbeiter für die eigene Spedition gewinnen zu können.
Was ist nun zu tun?
Speditionen werden sich in Zukunft mehr bemühen müssen, als noch in den vorherigen Jahren um passendes Personal zu bekommen.
Der Trend der ausländischen Fahrer aus Osteuropa wird nach wie vor anhalten und Unternehmen der Logistikbranchen müssen sich perspektivisch darauf einstellen.
Auch wenn eine bundesweite Befragung von Kraftfahrern durch das Bundesamt für Güterverkehr ergab, dass der Großteil der Berufskraftfahrer mit den gegebenen Arbeitsumständen überwiegend zufrieden sind, werden für die Fahrer der schwergewichtigen Fahrzeuge wohl bessere Arbeitsbedingungen geschaffen werden müssen. In den Social Media Gruppen speziell für LKW- Fahrer weicht die vorwiegende Meinung von der Umfrage des Bundesamtes für Güterverkehr jedoch enorm ab.
Das Hauptproblem der Fahrer ist die Parkplatzsituation und die daraus resultierenden Probleme der Lenkzeiten. Auch die Sicherheit auf den Rastplätzen macht Ihnen sorgen. Unternehmen des Güterverkehrs werden diese Zustände nur schwer beeinflussen können. Hier ist eindeutig der Gesetzgeber gefordert.
Fazit
Die Möglichkeiten, eine Trendwende einzuleiten, sind aus unserer Sicht relativ eingeschränkt.
Zum einen sind natürlich die Verkehrsverbände gefragt, die mit den Forderungen der Branche an die Politik herantreten muss um die Interessen durchzusetzen.
Ein weiterer Weg ist die Ausbildung bzw. Qualifizierung des eigenen Nachwuchses. Junge Menschen oder auch Umschüler für eine Ausbildung als Berufskraftfahrer zu gewinnen, ist aufgrund des umfangreichen Angebotes an attraktiven Ausbildungsplätzen ebenso immer mit erheblichen Kosten- und Zeitaufwand verbunden.
Für kleine und mittelständige Unternehmen ist es oftmals auch nicht möglich, Personal sowie finanzielle Mittel für Jobmessen, Anzeigen in führenden Online-Jobbörsen oder andere Marketingmaßnahmen in dem Maße zur Verfügung zu stellen, um sich hier merklich gegen große Speditions- und Logistikdienstleister durchzusetzen.
Zusätzlich ist es unerlässlich als Spedition am eigenen Erscheinungsbild innerhalb der Logistikbranche zu arbeiten. Die Zufriedenheit der Stammfahrer kann man mit folgenden Maßnahmen fördern. Und zufriedene Mitarbeiter haben natürlich auch eine postive
Wirkung auf potentielle Neueinstellungen. Unsere Erfahrung zeigt, mit welchen Maßnahmen man seine Berufskraftfahrer an sein Unternehmen binden kann:
– regional angemessene Bezahlung
– fairer, wertschätzender Umgang miteinander
– ein moderner, gepflegter Fuhrpark
– feste „Stammfahrzeuge“ für Mitarbeiter, evt. die Möglichkeit diese auch in Wohnortnähe abzustellen
– Beteiligung oder Übernahme der wiederkehrenden Kosten für die Qualifizierung nach BKrFQG
– Firmenevents, wie Sommer- oder Grillfeste zeigen Anerkennung und Dankbarkeit für die tägliche Arbeit
Alle diese Maßnahmen sind sicherlich wichtig und unerlässlich für die Personalarbeit, die sich ein Logistikunternehmer in den nächsten Jahren stellen muss. Jedoch werden diese allein nicht ausreichen, um den Personalbedarf an Kraftfahrern kurz- und mittelfristig sicher zu stellen. Hier hilft nur die Anwerbung qualifizierter LKW-Fahrer aus dem europäischen Ausland. Der Vorteil liegt klar daran, dass es in der Regel keine Probleme bei der Anerkennung der Führerscheine gibt. Die Grundqualifikationen (Schlüsselnummer 95) und Sonderqualifikationen wie ADR können im Herkunftsland erworben werden und sind in Deutschland ebenfalls anerkannt.
Mit gezielter Suche und Ansprache findet man hier auch Fahrerpersonal, welches zu mindestens über solide Grundkenntnisse der deutschen Sprache verfügt. Der für Spediteure einfache und unkomplizierte Weg der Rekrutierung führt hier über spezialisierte Personalagenturen zum Erfolg. Auch wenn dieser Schritt natürlich zunächst mit gewissen Kosten verbunden ist, obwohl hier oftmals die Vergütung erfolgsabhängig, also nur bei erfolgreicher Einstellung, fällig wird, ist dies ein Recruiting-Werkzeug, was der Spedition die Bindung eigener personeller und zeitlicher Ressourcen erspart. Somit kann dies im Endeffekt auch finanziell der günstigere Weg bei der Gewinnung neuer Berufskraftfahrer sein.