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Mit Erkältung zur Arbeit – meist keine gute Idee

Mit Erkältung zur Arbeit

Jeder kennt das Problem: Man wacht morgens auf und die Nase ist zu, es hat sich über Nacht ein Husten entwickelt, der Hals schmerzt, man hat Fieber bekommen oder fühlt sich schwach. Aber reicht das schon, um sich krankzumelden oder sollte man mit leichten Erkältungssymptomen doch lieber zur Arbeit gehen? Viele Arbeitnehmer entscheiden sich für die Arbeit oder fühlen sich sogar verpflichtet zu arbeiten. Diese Pflicht besteht auch grundsätzlich, aber nicht, wenn man sich von einem Arzt die Arbeitsunfähigkeit bescheinigen lässt. Unter welchen Umständen es besser ist, nicht zur Arbeit zu gehen und wann man trotz Erkältung an die Arbeit gehen sollte, ist Thema unseres Ratgeberartikels, aber, so viel sei schon hier verraten, mit einer pauschalen oder vollkommen objektiven Antwort können auch wir leider nicht dienen.

Was tun, wenn man krank ist und arbeiten muss?

Niemand “muss” arbeiten, wenn er oder sie erkrankt ist und sich vom Arzt die Arbeitsunfähigkeit – oder im Fall von Beamten die Dienstunfähigkeit –  bescheinigen lässt. Umgekehrt ist es auch nicht verboten, krank zur Arbeit zu gehen. Rechtlich gesehen entfällt mit der Krankschreibung die Pflicht zu arbeiten, aber die Entscheidung, ob gearbeitet wird, bleibt den Arbeitnehmern überlassen. Diese müssen letztlich selbst beurteilen, ob es ihnen zu schlecht geht, um zu arbeiten, ob die Ansteckungsgefahr für andere Mitarbeiter den möglichen Nutzen übersteigt, ob die Arbeit eine Erholung behindert oder ob die Aufnahme der Arbeit trotz leichter Krankheitssymptome vertretbar ist.

Sollte man bei einer Erkältung zu Hause bleiben?

Viele Menschen entscheiden sich, mit Erkältung zur Arbeit zu gehen. Generell gilt, dass das eigene Wohlbefinden und die Erholung an erster Stelle stehen sollten. Leichte Erkältungssymptome wie leichte Halsschmerzen oder ein leichter Schnupfen müssen aus medizinischer Sicht nicht unbedingt zu einer Arbeitsunfähigkeit führen. Einige Mediziner gehen sogar davon aus, dass man auch mit einem leichten Husten oder erhöhter Temperatur noch gefahrlos arbeiten kann.

Allerdings ist die Einschätzung der Schwere der Krankheit auch von subjektiven Faktoren wie Schmerzempfinden oder Schwächegefühl, die für einen Arzt nicht wirklich zu beurteilen sind, abhängig. Eine Erkältung erstreckt sich außerdem oft über einen Zeitraum von 10 bis 14 Tagen, an denen die Symptome unterschiedlich intensiv sind. Ein gesunder Mensch mit intaktem Immunsystem ist bei einer durchschnittlichen Erkältung oft nur wenige Tage arbeitsunfähig im engeren Sinn.

Schont man sich während einer Erkältung jedoch zu wenig, droht eine Verschleppung der Krankheit. Diese kann das Immunsystem schwächen und den allgemeinen Gesundheitszustand belasten. Darüber hinaus besteht eine Ansteckungsgefahr, auch wenn man selbst kaum Symptome verspürt. Ob man erkältet zur Arbeit geht, bleibt daher stets eine Frage der Abwägung und sollte am besten gemeinsam mit einem Arzt entschieden werden. Die Art und Schwere der beruflichen Tätigkeit sollten dabei ebenfalls in die Entscheidung einbezogen werden. Mit einem leichten Schnupfen ist man im Büro besser aufgehoben als auf einer zugigen Baustelle im Winter.

Wann braucht man eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung?

Wenn man krankheitsbedingt nicht zur Arbeit erscheint, muss man dies umgehend dem Arbeitgeber mitteilen. Ein Telefonat oder eine elektronische Mitteilung bieten sich hier an. Einige Arbeitgeber verlangen zudem bereits am ersten Krankheitstag eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung und sind dazu auch berechtigt. Wann man eine Arbeitsunfähigkeit benötigt, steht in der Regel im Arbeitsvertrag, im Tarifvertrag oder wurde von der Geschäftsführung schriftlich mitgeteilt. Fehlen diese Angaben, greift Paragraf 5 des Entgeltfortzahlungsgesetzes. Dieses sieht die Pflicht zur Krankschreibung ab dem vierten Krankheitstag bzw. nach drei Krankheitstagen vor. Die Pflicht zur Vorlage der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung entfällt übrigens seit dem 01.01.2023 – Arbeitgeber können diese seither bei der Krankenkasse anfordern.

Wann sollte man nach einer Erkältung wieder arbeiten?

Auch auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort. Am einfachsten und auch nicht ganz falsch wäre zu sagen: “Wenn man sich wieder fit genug fühlt.” Die Symptome sollten demnach ihren Höhepunkt überschritten haben und es sollte kein Fieber mehr bestehen. Allerdings besteht auch nach Abklingen der Symptome weiter eine Ansteckungsgefahr, die man ernst nehmen sollte, insbesondere, wenn man mit älteren, geschwächten oder kranken Menschen arbeitet.

Wie lange bin ich bei einer Erkältung ansteckend?

In der Regel ist man etwa 10 Tage nach Beginn einer Erkältung nicht mehr ansteckend. Eine andere Faustregel besagt, dass man etwa 4 bis 5 Tage nach dem Abklingen der Symptome nicht mehr oder kaum noch ansteckend ist. Es hilft zudem, die Ansteckungsgefahr zu verringern, wenn man etwas mehr Abstand von anderen Menschen hält, sich regelmäßig die Hände wäscht und desinfiziert und in die Armbeuge hustet oder niest.

Was kann ich tun, wenn ich merke, dass ich krank werde?

Wenn sich die ersten Erkältungssymptome wie Schluckbeschwerden, ein Kratzen im Hals, eine laufende Nase (mit durchsichtigem Sekret) oder ein Schwäche- beziehungsweise Krankheitsgefühl einstellen, ist die Infektion bereits geschehen und man kann eigentlich nur noch den Krankheitsverlauf beeinflussen. Das Verschleppen einer Erkältung beispielsweise mit aufputschenden Schmerz- oder Erkältungsmitteln wird nicht empfohlen.

Wie bei anderen Krankheiten empfiehlt es sich jetzt auszuruhen, zuhause zu bleiben und eventuell mit desinfizierenden oder antiviralen Mitteln zu gurgeln, Nasenspray zu verwenden sowie viel und am besten heißen Tee zu trinken. Erkältungsbäder mit ätherischen Ölen und eine gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse können den Körper weiter bei der Bekämpfung einer Erkältung beziehungsweise eines viralen Infekts unterstützen. So können die Symptome eventuell weniger stark ausfallen und einer weiteren (bakteriellen) Infektion kann vorgebeugt werden.

Warum gehen Menschen arbeiten, obwohl sie sich krank fühlen?

Dabei handelt es sich um ein weitverbreitetes Phänomen, welches Psychologen und Arbeitssoziologen als “Präsentismus” bezeichnen. Die Anwesenheit auch bei Krankheit ist eine gesellschaftliche Norm, die Arbeitnehmer unter Druck setzt und zeigt, dass Krankheiten im Arbeitsumfeld nicht ausreichend anerkannt werden. Neben dem Effekt, dass sich Arbeitnehmer an ihren Kollegen und Vorgesetzten orientieren und sich dadurch eine Firmenkultur der Anwesenheit trotz Krankheit etabliert, trägt oft auch das schlechte Gewissen zur Entscheidung nicht zuhause zu bleiben bei.

Arbeitnehmer bedauern häufig die Mehrarbeit, die durch ihre Krankheit bei den Kolleginnen anfällt oder befürchten Nachteile bis hin zur Kündigung, wenn sie sich “zu oft” krankmelden. Besonders für Arbeitnehmer mit chronischen oder psychischen Erkrankungen und deshalb überdurchschnittlich vielen Fehltagen kann diese Kultur des Präsentismus zu einer echten Belastung werden. Die Gesundheitskosten durch verschleppte Erkrankungen und aufgeschobene Arztbesuche sind zwar schwer zu erheben, dürften aber auch in die Milliarden gehen.

Fazit

Ob man mit Erkältungen zuhause bleiben oder an die Arbeit gehen sollte, hängt von mehreren Faktoren ab und bleibt letztendlich die Entscheidung der Arbeitnehmer. Der Arbeitgeber kann lediglich erwarten, dass sich Arbeitnehmer möglichst schnell bei ihm krankmelden und er darf schon ab dem ersten Krankheitstag eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlangen. Bei der Entscheidung, mit Krankheitssymptomen an die Arbeit zu gehen oder krank zuhause zu bleiben, sollte man sich daher immer mit einem Arzt beraten, auf den eigenen Körper und die eigenen Bedürfnisse hören und sich nicht von einer Unternehmenskultur des Präsentismus unter Druck setzen lassen. Außerdem sollte man auch bedenken, dass man Kollegen anstecken kann und selbst wenn man sich “eigentlich noch fit” fühlt, die Gefahr bestehen kann, dass man eine Erkrankung verschleppt und langfristig noch länger ausfällt.

Was eine Unbedenklichkeitsbescheinigung der Krankenkasse ist und wer diese benötigt, erklären wir in einem anderen Blogbeitrag.

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